Mittwoch, 17. Mai 2023

Gut ausgebildete Pferde - 1. Schritt Horsemanship

 Die Basis jeder Pferdeausbildung ist für mich das Horsemanship - genauer, die sieben Spiele nach Parelli. Korrekt angewandt ist es die Basis feiner Kommunikation. Wir lernen eine gemeinsame Sprache, die dazu führt, dass die Pferde uns immer besser und schneller verstehen und auf ganz feine Hilfen reagieren. Denn genau das möchte ich beim Reiten später von meinem Pferd.

Wie diese Spiele gehen und worauf zu achten ist, kann man hervorragend in diversen Videos sehen und auch überall nachlesen. Besonders zu empfehlen ist das Buch von Silke Vallentin "Mit Horsemanship zur Hohen Schule" - dies ist keine bezahlte Werbung, ich empfehle es nur, weil ich es selber extrem gut finde.

Was bringen mir diese Spiele jedoch für ein Reitpferd? Viel!

Spiel Nr. 1 "Friendly Game"

Das Pferd lernt in allen Situationen seinem Menschen zu vertrauen und es entwickelt mehr Selbstvertrauen. Das Pferd lernt sich mit neuen Dingen und Situationen auseinander zu setzen und diese zu meistern und sich dann auch gleich wieder zu entspannen. 

Neue Situationen verlieren ihren Schrecken, die Pferde reagieren nicht mehr kopflos sondern setzen sich damit auseinander und schauen sich alles erstmal an. Hilfreich, wenn einem im Gelände mal ein Reh vors Pferd springt, oder der Hase direkt neben dem Pferdebein aus dem Gras hüpft. Oder es beim Turnier anfängt zu regnen und alle ihre Schirme aufspannen. 


Spiel Nr. 2 "Porcupine Game"

Das Pferd lernt auf Druck richtig zu reagieren und einem Gefühl zu folgen. Dieses Spiel ist aus meiner Sicht die wichtigste Vorbereitung für das Verständnis der Hilfengebung beim Reiten. Wenn wir hier die Dosierung des Drucks (also der Hilfe) konsequent immer wieder in den 4 Phasen der Intensität - Berührung Haare, Haut, Muskel, Knochen - ausführen, wird unser Pferd sehr schnell auf die erste oder maximal zweite Phase mit der richtigen Antwort reagieren. Vorausgesetzt, dass wir die korrekte Anwort SOFORT durch das Aussetzen der Hilfe belohnen. 

Hat das Pferd dies vom Boden aus gelernt, kann es diese prompte Reaktion auch auf die Hilfengebung vom Sattel aus umsetzten. Auch hier wieder vorausgesetzt, dass wir über das Aussetzten der Hilfen das Pferd für die richtige Reaktion belohnen. Wer jeden Schritt aus dem Pferd heraustreibt und permanenten am Zügel arbeitet wird nie ein feines Pferd erhalten - nur ein abgestumpftes!

Spiel Nr. 3 "Driving Game"

Mit diesem Spiel lernt das Pferd auf unsere Energie zu reagieren, sich aus der Entfernung aufgrund einer Aufforderung zu bewegen und unsere Bewegungen und Körperhaltung zu spiegeln. Zudem können wir hiermit Dominanzprobleme gut erkennen und behandeln. "Wer bewegt wen?" ist hier die entscheidende Frage. 

Dieses Spiel hilft mir in der weiteren Ausbildung insbesondere bei der gymnastizierenden Bodenarbeit und der Arbeit an der Hand. Allerdings ist es aus meiner Sicht hier mehr der Mensch, der lernt seine Energie richtig einzusetzen und zu lenken. 

Spiel Nr. 4 "Yoyo Game"

Das rückwärts- und vorwärtsschicken des Pferdes aktiviert die Hinterhand und damit die Hankenbeugung, es hilft dem Pferd die Balance zwischen Vorwärts und Rückwärts zu finden und könnte über halbe Tritte bis zur Piaffe ausgebaut werden. 

Spiel Nr. 5 "Circling Game"

Das aus meiner Sicht wichtigste Ergebnis dieses Spiels ist, dass das Pferd lernt, sowohl Tempo als auch Richtung solange beizubehalten, bis eine andere Aufforderung kommt. In den Sattel übertragen bedeutet dies, dass ich impulsartig die Hilfe gebe und mein Pferd ohne weitere Störung des Reiters die Übungen ausführt, bis etwas anderes abgefragt wird. Als Reiter wirke ich dann nur noch korrigierend ein, wenn dies nötig ist. 

Spiel Nr. 6 "Sideways Game"
Spiel Nr. 7 "Squeeze Game"

Hier lege ich die Grundlagen für die Seitengänge. Es geht mir nur darum, dass die Pferde meine Signale verstehen und im Seitengang von mir weg und auf mich zu kommen lernen. In der gymnastizierenden Bodenarbeit und in der Handarbeit werden wir die Seitengänge dann weiter ausbauen. 

Spiel Nr. 7 "Squeeze Game"

Im engen Sinne geht es um Engpässe, aber eigentlich um die Bewältigung aller möglichen Hindernisse. Wir bringen dem Pferd bei, diese Hindernisse allein und in Ruhe zu bewältigen. Damit stärken wir das Selbstvertrauen ungemein. Auch das Verladetraining ist Bestandteil dieses Spiels.


Wir sollten diese Spiele vom Boden aber immer nur als Vorbereitung auf die weitere Arbeit sehen. Horsemanship ist die Basis, darauf bauen wir auf und kommen bei Problemen immer wieder darauf zurück.


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